Aktion am 9. 1. 2022 in Rautenstrauch Joest Museum, Köln.
Fatou Cissé Kane
Live-Speaker*innen:
Halima Camara: @theonewhogives
Sophia Liu: @sojxl
Sepiedeh Fazlali: @sepisunrise
Dr. Fatou Cissé Kane: @kanefatoucisse
Im Namen aller Live-Speaker*innen heiße ich sie herzlich willkommen und ich freue mich, Sie alle hier begrüßen zu können. Ich habe mich entschieden, eine Aktion zu machen um eine Kritik über das Projekt „Resist“ zu äußern. Es geht darum, dass ich als Live-Speakerin das Projekt „Resist“ nicht als die Kunst des Widerstands betrachte, sondern als die Kunst ohne Widerstand, weil ich der Meinung bin, dass man nicht mit einer Sonderausstellung Widerstand leisten kann, sondern mit einer Dauerausstellung. „Resist“ ist nicht die Kunst des Widerstands, weil das Museum als Institution nicht in der Lage ist, diese Art von Widerstand zu leisten. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe.
- Der naheliegendste ist, dass die Institution an sich eine zu westliche Perspektive hat, um eine Ausstellung des Widerstands mit dem Widerstand aus dem Globalen Süden zu initiieren.
- Das Konzept Live-Speaker*in ist eine gute Idee. Es sollte einen Impuls geben, um ethnologische Museen zu dekolonisieren oder neu zu denken aber leider ist das Museum nur ein Ort für privilegierte Menschen, das heißt, dass die Live-Speaker*innen nicht Teil von der Institution werden, da sie als Fremde angesehen werden.
- Wir sind Fremde. Deswegen dürfen wir nur 15-Minuten Gespräche mit der geführten Gruppe halten, wenn Führungen während unserer Einsätze durchgeführt werden. Wenn die Museumsdirektorin Führungen durchführt, werden wir komplett ignoriert.
- Wir sind Fremde mit unseren eigenen Kulturgütern, die zum Beispiel aus Afrika stammen. Wir dürfen sie nicht anfassen und Besucher*innen müssen sogar Eintritt bezahlen, um sie zu betrachten.
- Wir sind hier fremd, weil wir kein fester Bestandteil des Museums sind und dies scheint auch nicht gewünscht zu sein. Das kann man auch daran erkennen, dass zum Beispiel die Live-Speaker*innen kaum Führungen durchführen dürfen oder wenn sie Führungen machen dürfen, dann nur für „normale“ Museumsgäste und nicht für „relevante“ Personen.
- Wir sind Fremde in diesem Museum, wie die Objekte „Beninbronzen“, die keinen Widerstand leisten können. Die Personen, die diesen Widerstand zeigen, können sind entweder die Künstler*innen oder die Live-Speaker*innen, aber nicht das Museum selbst.
- Wir sind hier fremd und deswegen erleben wir so viel Frustration und Enttäuschung während des gesamten Ausstellungsprozesses und niemand von dem „Resist Team“ steht auf unserer Seite oder übernimmt die Verantwortung um eine bessere Zusammenarbeit zu ermöglichen.
- Wir werden ausgenutzt wie die Objekte „Beninbronze“, damit das Museum öffentlich wahrgenommen wird, um sein Ansehen steigern zu können.
- Wir sind Fremde. Deswegen werden unsere Ideen und Perspektiven abgelehnt, beziehungsweise nicht wahrgenommen oder sie nehmen unsere Ideen und präsentieren sie als ihre eigenen.
- Wir sind Fremde. Deswegen informiert uns niemand, wenn Veranstaltungen oder Führungen stattfinden, damit wir diese gestalten können oder daran teilnehmen.
- Wir sind Fremde, denn wir haben keine Ansprechperson in Museum. Wenn wir ein Anliegen ansprechen, zum Beispiel in der Supervision, die es erst seit drei Monaten gibt, ändert sich gar nichts. Wenn wir eine E-Mail schreiben, um etwas anzukündigen, müssen wir Tage lang warten oder bis zum nächsten Treffen bis wir eine Antwort bekommen, wenn wir sie dann überhaupt bekommen.
- Wir sind hier fremd, weil wir vom Museum als Außenstehende betrachtet werden, obwohl das Konzept der Live-Speaker*innen der Öffentlichkeit als partizipatives und inklusives Vermittlungsformat vorgestellt wurde.
- Wir sind Fremde, deswegen haben Sie uns nicht einbezogen, die Diskussionsrunde, die im Dezember mit internationalen Künstler*innen und Sprecher*innen zu den Themen Restitution, Reparation und Partizipation stattgefunden hat, mitzugestalten, obwohl wir in dieser Ausstellung arbeiten.
- Wir sind hier fremd, weil wir vom Museum als Außenstehende betrachtet werden.
- Wir hier fremd, deswegen werden die Live-Speaker*innen am Ende nur als „Produkt“ oder „Symbol“ für die Ausstellung betrachtet, um die Ausstellung mit lebenden Objekten besser zu verkaufen.
Diese Rede ist unsere Art, Widerstand zu leisten und zeigt wie wir „RESIST“ verstehen und leben!
Wir sind der Meinung, dass das Museum noch nicht bereit ist, die Rolle von ethnologischen Museen neu zu denken, wenn strukturell und institutionell Machtverhältnisse und Diskriminierung weiter im Gedankengut und den Handlungen bestehen bleiben.
Widerstand ist keine Sonderausstellung!
Wir sind keine Objekte! Hier zeigt sich das reale Leben, das uns umgibt!
Die Live-Speaker*innen fordern daher, dass „RESIST“ Teil der Dauerausstellung wird und die Live-Speaker*innen Teil des Museums, damit der jahrhundertelange Widerstand und die Menschen, die sich dafür mit ihrem Leben eingesetzt haben, die Anerkennung und die Sichtbarkeit erhalten, die sie verdienen.